Die Vereinfachung komplexer Sachverhalte bei der Vermögensanlage liegt dem renommierten Kapitalmarktexperten, freien Unternehmensberater und Buchautor sehr am Herzen. Dr. Klaus Mühlbauer veröffentlichte deswegen „Die 111 wichtigsten Fragen zur Vermögensanlage“ in der Simplified-Buchreihe. In regelmäßigen Abhandlungen erörtert er Basiswissen und weiterführenden Themen der Vermögensanlage auch zukünftig an dieser Stelle. In seinem heutigen Beitrag vergleicht er die Aufstellung beim Fußball mit der Struktur von Vermögen.

„Fußball ist ein einfacher Sport. 22 Mann jagen 90 Minuten einem Ball nach. Und am Ende gewinnen immer die Deutschen!“

Dieses Zitat des frustrierten englischen Stürmers Gary Linker bei der WM 1990 trifft zumindest in einem Punkt den „Nagel auf den Kopf“: Fußballregeln sind sehr einfach:

  • Für jede Fußballmannschaft dürfen maximal 11 Spieler auf dem Platz sein.
  • Einer von diesen 11 Spielern ist der Torwart.

Die meisten weiteren Parameter obliegen der Strategie und der Taktik des Trainers. Soll er das Spielsystem eher defensiv oder eher offensiv ausrichten? Macht es Sinn, für die Mannschaftsaufstellung ein 4-3-2-1 System zu wählen oder ist doch ein 4-3-3 System erfolgsversprechender?

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Das Vorgehen eines Fußballtrainers bei der Aufstellung seiner Mannschaft unterscheidet sich gar nicht so sehr von Anlegern, welche ihr Vermögen „richtig“ – also für Ihre persönliche Lebenssituation passend – strukturieren wollen. Auch hierbei gilt es defensive, ausgewogene oder offensive „Spieler“ in der individuell passenden Art und Weise zusammen zu stellen. Beispielsweise könnte man folgende Spielertypen für sein Portfolio definieren:

 

  • Torwart
    • Tagesgeldkonto
  • Abwehr:
    • Rentenfonds (Kurzläufer)
    • Multi-Asset Fonds (defensiv)
    • offene Immobilienfonds
  • Mittelfeld:
    • Multi-Asset Fonds (ausgewogen und offensiv)
    • Aktienfonds (Value)
  • Angriff:
    • Aktienfonds (Growth)
    • Aktienfonds (Branchenfonds)
    • Aktienfonds (Länderfonds)

Auf dieser Definition aufbauend geht es im nächsten Schritt um das Bestimmen der Spiel-Philosophie: defensiv, ausgewogen oder offensiv?

Jeder Fußballtrainer fokussiert sich zunächst auf die Anzahl der Spieler in den einzelnen Bereichen Abwehr, Mittelfeld und Angriff. D.h. die Gewichtungen stehen klar im Vordergrund. Eine Fünferkette in der Abwehr bindet (den Torwart unberücksichtigt lassend) die halbe Mannschaft im hinteren Teil des Spielfeldes und erlaubt damit vor allem eine defensive Spielweise.

Drei Stürmer und zudem vielleicht zwei offensive Mittelfeldspieler lassen auf eine sehr offensive Herangehensweise schließen. Kein Fußballtrainer würde jedoch ausschließlich Stürmer auf den Platz stellen. Zu groß wäre die Angst, durch gegnerische Konter ein Spiel zu verlieren. Und eine Mannschaft nur mit Abwehrspielern zu bestücken, scheint auch keine gute Idee. Das maximal erreichbare Ziel wäre ein 0:0. Ohne Stürmer wären im Liga-Alltag somit die Weichen auf Abstieg gestellt.

In Anlehnung an den Fußball-Vergleich kann man auch sein Vermögen strukturieren. Eine Fünfer-Abwehrkette mit hoher Gewichtung von Tagesgeld, Immobilienfonds, Rentenfonds (Kurzläufer) und defensiven Mischfonds, deutet klar auf eine defensive Portfolio-Strategie hin.

Spielt man neben dem Tagesgeld-Torwart jedoch mit einer Dreier-Abwehrkette aus Rentenfonds (Kurzläufer), Immobilienfonds und defensiven Mischfonds, dann können mehr Spieler (eine höhere Gewichtung) für die Offensive eingesetzt werden. Mehr offensive Mischfonds-Mittelfeldspieler und Aktienfonds-Angreifer deuten auf ein „Spiel auf Sieg“ hin. Mit allen Torchancen und Konterrisiken.

Die Deutsche Bundesbank ermittelte für das Geldvermögen der Deutschen für Ende 2017 den neuen Rekordwert von 5.857 Milliarden Euro. Der Bestand an Geldvermögen war demnach um 280 Milliarden Euro oder 5% höher als Ende 2016. Natürlich hat man bei diesen Zahlen gleich die Wertsteigerung des Deutschen Aktienindex, DAX, vor Augen, der schließlich im Kalenderjahr 2017 um 12,5% nach oben ging.

Mit dieser Denke liegt man jedoch falsch. Wir Deutschen sind halt nun mal kein Volk von Aktionären. Der größte Teil des Vermögenszuwachses geht auch 2017 nicht auf Wertsteigerung durch Aktienengagement, sondern auf erhöhte Sparleistungen zurück. Und auch diese fließen laut Bundesbank vor allem auf Giro- und Tagesgeldkonten. In diesem Zusammenhang sprechen die Währungshüter aus Frankfurt von „weiterhin ausgeprägter Präferenz für liquide oder als risikoarm wahrgenommene Anlagen.“ Übersetzt in den Fußball-Zusammenhang bedeutet das: Die Deutschen haben 2017 noch mehr Torwarte eingewechselt. Offenbar wurden selbst Abwehrspieler kaum in den Kader berufen. Das erscheint deswegen bedenklich, weil der Zinserlöse und Bewertungsgewinne durch diese Art der Mannschaftsaufstellung nur für einen mageren Vermögenszuwachs von 1,2% sorgten. Die Inflation – also der Gegner von uns Investoren – betrug 2017 jedoch 1,8%. Für Anleger in schlechtes Geschäft.

Wird man zum Fußballtrainer seines eigenen Vermögens, dann ist es sehr lohnend, sich erstens über die unterschiedlichen Spielertypen im Klaren zu sein. Und zweitens braucht man eine gute Vorstellung davon, ob man eher defensiv, ausgewogen oder offensiv spielen lassen möchte. Erst im dritten Schritt sollte man sich dann detailliert Gedanken um seine genaue Mannschaftsaufstellung machen.

Stellt man dabei fest, dass man nicht für alle angedachten Positionen die richtigen Spieler (Produkte) hat, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als über Verkäufe und Zukäufe nachzudenken. Jeder Fußballtrainer handelt genau nach solch einem Plan.

Werden Sie also zum Fußballtrainer Ihres eigenen Vermögens und erarbeiten Sie einen guten – weil für Sie passenden – Plan für Ihr Vermögen!

In meinem nächsten Beitrag im kommenden Quartal erörtere ich das Thema „Investieren und sein Vermögen streuen! Wie baue ich mein persönliches ‚Vermögensstrukturgebäude‘?“.

Dr. Klaus Mühlbauer berät und betreut keine Privatkunden zu konkreten Produkten, weder gemäß §34d GewO, §34f GewO oder §32 KWG. Dieser Text wurde von Dr. Klaus Mühlbauer erstellt und er behält sich sämtliche Rechte daran vor. Die im Rahmen dieses Textes verwendeten Informationen geben seine aktuelle Einschätzung auf der Basis der derzeit geltenden Gesetze und ihrer Auslegung wieder (in Abhängigkeit des Zeitpunktes der Erstellung). Der Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er ist damit weder geeignet, eine Beurteilung im konkreten Einzelfall abzuleiten, noch kann er als Basis für vertragliche Vereinbarungen herangezogen werden. Durch die Überlassung des Textes wird eine Haftung von Dr. Klaus Mühlbauer gegenüber dritten Personen in keiner Weise begründet. Die Geltendmachung von Ansprüchen jeglicher Art ist ausgeschlossen.
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