Heute möchten wir Ihnen ein Selbsthilfe-Projekt vorstellen, das unser Mitglied Barbara Romanos begleitet.

Den Kopf in den Sand stecken ist sicher eine Möglichkeit, aber davon hat man nicht viel. Man erfährt damit keine Veränderung und jammern nützt nichts. Tun ist viel besser, nur so erreicht man eine Veränderung.

Das vier Frauen sich zusammentun und sich gegenzeitig helfen, ist ein tolles Beispiel. Somit kann man Aufmerksamkeit erreichen und tut einen ersten Schritt zu einer möglichen Veränderung.

Wir finden das Projekt so interessant und als Beispiel, dass wir Sie gerne über das Projekt auf dem Laufenden halten. Daher werden wir die Blog-Beiträge über dieses Projekt auf unserer Seite veröffentlichen. Frau Romanos steht Ihnen für weitere Fragen gerne zur Verfügung und freut sich auf Ihre Rückmeldung zu Ihrem BLOG.

 

Der Blog-Beitrag von Frau Barbara Romanos über das Projekt ALL-EIN-SEIN.  

Kurz vor Weihnachten erreicht mich die Anfrage, ob ich bereit bin, eine Gruppe Frauen, die sich im Alter in einem Netzwerk zusammentun möchten, jedoch noch nicht so recht wissen, wie und was daraus wachsen soll, bei ihrem Kick-off-Treffen als Coach zu begleiten. Spannend! Da bin ich sofort dabei!

Magdalena ist die Initiatorin von „Solidar Netzwerk – Lebensformen im Alter“, wir hatten uns bei einem Event schon mal getroffen, doch die anderen 3 Frauen kenne ich noch nicht, alles was ich weiß ist, dass sie zwischen 65 – 80 Jahre alt sind, in unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnissen von „sehr knapp“ bis „ gut versorgt“ leben und sehr verschiedene Vorstellungen von dem künftigen Netzwerk zu haben scheinen. „Eigen-willig“ seien alle habe ich in der Vorbesprechung erfahren.

Als ich mich vor einer Woche auf den Weg zu dem „Kick-off“ Treffen mache habe ich tatsächlich etwas Lampenfieber. Wie wird das Coaching bei so unterschiedlichen eigen-willigen Charakteren und Erwartungshaltungen wohl verlaufen? Eine liebe Coaching Kollegin begleitet mich und lenkt mich während der Fahrt vom Grübeln ab. Im Gepäck sitzt Lilli, mein Rainbow-Gesprächs-Einhorn, das wie immer zuversichtlich in die Welt schaut. Und tatsächlich wird sie ihrer Rolle als Eisbrecher auch dieses Mal mehr als gerecht! Denn sie schauen Lilli erst mal bissel schräg an, diese vier Frauen, die uns neugierig, nervös bis vorsichtig distanziert empfangen. Die Überlegung „Was issn das für ´ne Coach, die ihr Plüschtier mitbringt?“ steht unausgesprochen im Raum.

Doch schon in der Vorstellrunde übernimmt Lilli das Ruder, sie sitzt immer bei der Frau, die gerade spricht, lässt sich festhalten, die Mähne frisieren, zubbeln und drücken, bevor sie nach ca. 5 Minuten nervös wird und zur nächsten Frau weiter will, um sich am Ende in der Mitte unserer Runde niederzulassen.

Alle Nervositäten sind nun verschwunden und wir machen uns ans Werk! Klären, wie wir miteinander arbeiten wollen, wägen ab wieviel Offenheit, Vertrauen, Mut, Lachen und Ergebnisorientierung es braucht, damit sich heute alle einbringen können, gehört und gesehen fühlen. Dann geht es weiter zu der Ermittlung der individuellen Werte, denn Werte sind das Fundament unserer Persönlichkeit und repräsentieren, wer wir sind. Sie sind unser Kompass im Alltag und bei wichtigen Lebensentscheidungen, wie z.B. der Gründung eines „Versorgungs-Netzwerkes“ im Alter. Werte haben wir alle, einige davon kennen wir schon, doch andere entweder noch gar nicht oder meinen, dass sie in unserem Leben keinen Platz haben. Die Ermittlung der Werte steht immer am Anfang meiner Coaching Arbeit, weil unser Leben plötzlich voller neuer Möglichkeiten steckt, wenn wir unsere Werte kennen.

Wenn Werte also für uns als Individuen schon so wichtig sind, wie sieht das dann mit den Werten einer ganzen Gruppe aus? Das ist die nächste Frage, die wir angehen – welche Werte sollen die Basis für das neue Netzwerk bilden? Was muss unbedingt dabei sein? Die Individualität? Offenheit? Respekt? Verbindlichkeit? Vertrauen? Zuversicht? Was ist den Frauen wichtig, auf welche Werte wollen sie sich einigen? Was für drei passt, muss für die vierte noch lange nicht passen, wie sich schnell herausstellt. Auf die Frage „wieviel Nähe wollt ihr auf einer Skala von 1 – 100 mit den anderen Frauen neben den Versorgungs-Aspekten des Netzwerkes denn zulassen?“ antworten drei Frauen mit 50 % und die vierte mit 5%. Uuups!

Und nun, kippt das neue Projekt so schnell? Aber nein, alles ist gut! Eine Gruppe besteht nun mal aus Individuen, da wird es immer wieder vorkommen, dass es unterschiedliche Bedürfnisse & Wünsche gibt und deshalb sind Klärungsfragen wie z.B. „Wie gehen wir damit um? Sollen wir dich fragen, ob wir schon zu nahe sind? Willst du sagen, wenn es dir zu eng wird?“ so grundlegend für den Erfolg einer jeden Gruppe.

Nachdem das auch geklärt ist, sind wir so langsam alle platt und reif für Lilli´s „Kiss off“ Runde.

Auch ich. Diese Powerfrauen, die anstatt über schwierige Lebensumstände zu jammern, das Schicksal selbst in die Hand nehmen, haben mich nachhaltig beeindruckt. Wenn kein Geld für einen Notfallknopf da ist, tja, dann baut man eben Telefonnetzwerk auf und ruft sich gegenseitig an, um zu schauen, ob bei der anderen alles ok ist. Wenn nach Weihnachten die Hose bissel eng sitzt, dann gibt´s Suppe, bis sie wieder passt, weil kein Geld für eine neue Hose da ist. Das Leben ist ganz offensichtlich kein Wunschkonzert, doch das bremst sie nicht, ganz im Gegenteil, das feuert sie an.

Eigen-willig sind sie in der Tat alle! Jede auf ihre ganz besondere Art! Eigen-Willigkeit ist jedoch nicht zu verwechseln mit allein sein. Allein sein anders geschrieben wird zu ALL-EIN-SEIN lerne ich an diesem Tag. Wie wunderschön! Das gibt den Raum für ein funktionierendes mit-ein-ander, in der sowohl Nähe als auch die Eigen-Willigkeit ihren Platz finden können, ebenso wie unterschiedliche finanzielle Situationen und Besitzverhältnisse.

Auf der Heimfahrt lächele ich vor mich hin… hatte ich mir auf der Hinfahrt tatsächlich Gedanken darüber gemacht, ob dieses Coaching wohl funktioniert? Es war wie ein Coaching sein sollte, denke ich mir jetzt und erinnere mich daran, dass es nicht der Job des Coaches ist, Ideen & Lösungen anzubieten, denn die sind meistens schon da, sondern dabei zu begleiten diese ans Licht zu holen und mutig auf den Weg zu bringen. Hach – was für einen schönen Job ich habe freue ich mich!

Ihr merkt vielleicht schon, dass dieser Blog etwas länger geworden ist als üblich? Dabei ist noch gar nicht alles gesagt! Ich habe schnell gemerkt, dass ich diese „Fantastischen 4“ gerne weiter als Coach durch das Jahr 2019 begleiten möchte und freue mich sehr, dass sie dem zugestimmt haben. Nicht bei jedem Treffen oder Entscheidungsfindung, denn nun sind sie auf dem Weg, doch gerne immer mal wieder, wenn ein „coachable moment“ ansteht. Darüber hinaus werde ich das Projekt „ALL-EIN-SEIN“ auch im Blogformat dokumentieren und einmal im Quartal berichten, wie es damit weiter geht. Denn solche Projekte braucht unser Land! Wir können nicht immer nur darauf warten, dass der Staat uns hilft und den bekannten ausgetretenen Pfaden folgen, sondern sind aufgerufen kreativ und aktiv zu werden.

Was meint ihr dazu?

Wie immer freue ich mich auf Feedback!

Herzliche Grüße

Barbara Romanos
Telefon: 0151-173 89 983

info@barbararomanos.de
www.barbararomanos.de

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